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ARNEZHOFERSTRASSE EIN STRASSENNAME ALS MAHNMAL

B E D E U T U N G UND W I R K U N G IM Ö F F E N T L I C H E N R A U M
Das Mahnmal-Projekt erinnert an die Vertreibung der jüdischen Gemeinde aus Wien im Jahre 1670 und an den Umgang der Stadt Wien mit diesem Verbrechen.
Warum sollten wir erinnern? Diktiert political correctness den Umgang mit Gedenkkultur? Erinnern und Gedenken sind wesentliche Bestandteile politischer Kultur, indem sie zu Bildungen kollektiver Gedächtnisleistungen beitragen. Sie vermitteln Werte, die für die Entwicklung und Lenkung einer Gesellschaft notwendig sind. Solidarität mit Opfern ist ein Wert, der durch Mahnmale und die dadurch evozierte Erinnerung bekundet wird.

Straßennamen dienen – abgesehen von ihrer strukturierenden Wirkung - dem kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft. Die Bedeutung der Straßennamen wird auf der offiziellen Homepage der Stadt Wien wie folgt artikuliert: „WIENER STRASSENNAMEN. Die Wiener Straßennamen dienen nicht nur der Orientierung im Straßennetz, sie erzählen auch Geschichten und beschreiben so den Charakter der Stadt. Sie erinnern an wichtige Ereignisse und ehren bedeutende Persönlichkeiten. In anderen Städten sind viele Straßen einfach durchnummeriert. In Wien hat jede der über 6.200 Verkehrsflächen ihren eigenen, aussagekräftigen Namen.“ 1
Der ´aussagekräftige´ Name der Arnezhoferstraße, dargestellt in der Aneinanderreihung der verschiedenen Zeitsequenzen, die mit der Arnezhoferstraße in unmittelbarer Verbindung stehen, kann als Metapher für den Umgang mit Unrecht interpretiert werden.

Zur Aktualität des Themas seien die Äußerungen und Handlungen von Jugendlichen bei der Gedenkfeier im Museum Ebensee am 9.Mai 2009 und bei einer Studienfahrt zum Museum Auschwitz Ende April 2009 erwähnt. Die weitreichendere Bedeutung der Wahl von Martin Graf als Dritten Nationalratspräsidenten, seine deklariert neonazistischen Mitarbeiter, sein Zugang zu Vertretern der jüdischen Gemeinde seien ebenso in Erinnerung gerufen wie ein neuerlich rechtsextremer Wahlkampf der FPÖ im Frühjahr 2009 „Abendland in Christenhand“ 2.

Aufgrund der Funktion als Mahnmal würde eine Straßenumbenennung nicht der Intention des Projekts entsprechen. Keinesfalls obsolet wäre die Aussage des Projekts, falls die Wiener Stadtregierung aufgrund verschiedener Initiativen und Interventionen dies dennoch durchführen würde. Für diesen unwahrscheinlichen Fall dokumentiert das Projekt die mehr als 100 Jahre währende Würdigung des Pfarrers Arnezhofers, der an einem Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung beteiligt war und von diesem Verbrechen profitiert hat.


1 Homepage der Stadt Wien: http://www.wien.gv.at/kultur/strassennamen/
(Abruf: 2009-06-02)
2 Homepage der Freiheitlichen Partei Österreichs: http://www.fpoe.at/index.php?id=7701 (Abruf: 2009-06-02)